Mission: Diklusion
Foto: Lea Schulz © privat
Lea Schulz hat sich selbst eine Mission gegeben: die Verzahnung von digitalen Medien und Inklusion in der Schule. In Vorträgen, Workshops und Fortbildungen erklärt die Sonderpädagogin und Wissenschaftlerin Lehrkräften, wie sich die, wie sie es nennt, „Diklusion“ umsetzen lässt. Auch auf der mobile.schule Tagung Anfang September in Hannover hat sie mit ihrem Vortrag „Künstliche Intelligenz und Diklusion“ dafür geworben, KI inklusiver zu nutzen.
Digitalisierung und Inklusion gehören seit Jahren zu den größten und meistdiskutierten Baustellen im deutschen Schulsystem. Wie kann es gelingen, Kinder und Jugendliche auf die digitalen Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten, wenn Schule in großen Teilen noch immer analog funktioniert? Und wie schaffen wir es, Schule so zu gestalten, dass sie allen Schülerinnen und Schülern die bestmöglichen Bildungswege eröffnet, unabhängig von Herkunft, körperlichen Beeinträchtigungen oder anderen Besonderheiten? Für Lea Schulz liegt auf der Hand, dass sich diese beiden Fragen nur gemeinsam beantworten lassen, wenn wir ein zukunftsfähiges und chancengerechteres Schulsystem schaffen wollen. Den Begriff „Diklusion“, ein Kofferwort aus „digitalen Medien“ und „Inklusion“, hat sie 2018 erfunden, um die Verschränkung der beiden Themen herauszustellen. „Inzwischen höre ich ihn auch immer öfter von Personen außerhalb meines Netzwerks“, sagt Schulz.
Digitale Exklusionsfaktoren erkennen und vermeiden
Zum einen sensibilisiert Schulz in ihren Vorträgen Lehrkräfte dafür, dass digitale Medien auch ausschließen können. „Zum Beispiel arbeiten immer mehr Schulen mit neuen, sehr offenen Unterrichtsformen. Sie selbst werden zur Lernbegleitung, die Schülerinnen und Schüler kommen ins Handeln. Ich finde das im Prinzip richtig gut“, meint Schulz, „aber für einige Schülerinnen und Schüler stellt das eine Form der Exklusion dar, weil sie sich nicht selbst strukturieren können, ihre Zeit nicht gut planen und nicht über die nötigen Lernstrategien verfügen, die andere in die Wiege gelegt bekommen haben.“ Digitalität verschärfe dieses Problem, weil immer mehr Lehrkräfte zum Beispiel Podcasts aufnehmen oder Powerpoint-Präsentationen erstellen ließen, deshalb müssten Lehrkräfte sicherstellen, dass die Schülerinnen und Schüler in der Schule die nötige Unterstützung bekommen, um sich auch in offenen Lernumgebungen selbstbestimmt bewegen zu können. „Künstliche Intelligenz kann die digitale Spaltung zusätzlich vertiefen“, sagt Schulz. Ihre Argumentation: Gebildetere Eltern seien fitter im Umgang mit KI und könnten ihre Kinder besser unterstützen. Ungleich verteilte KI-Kompetenzen verschaffen Einzelnen große Vorteile. „Wer zum Beispiel weiß, wie man Bewerbungen mithilfe von ChatGPT schreibt, kann in kurzer Zeit sehr viele Bewerbungen schreiben – während jemand ohne dieses Wissen vielleicht einen ganzen Tag an einem Anschreiben feilt“, erklärt Schulz.
Vorteile von KI für die Inklusion nutzen
Zugleich sieht Schulz viel Potenzial, um Künstliche Intelligenz und digitale Medien inklusiv zu nutzen. Sie hat fünf Ebenen identifiziert, auf denen Diklusion stattfinden kann:
- Assistenzfunktionen wie Vorleseprogramme oder zum Beispiel die App „Seeing AI“, die Sehbeeinträchtigten erklären kann, was um sie herum zu sehen ist.
- Unterstützung beim Lernen. Dazu gehören zum Beispiel Apps wie die KI fiete.ai, die Schülerinnen und Schülern Feedback gibt, so dass sie ihre Leistung noch einmal verbessern können.
- Tools, die Kooperation und Kollaboration unterstützen – und dadurch helfen, über Schul- oder Ländergrenzen hinweg zusammenzuarbeiten, zum Beispiel Übersetzungshilfen.
- KI-Unterstützung fürs Lehren: Hier sieht Schulz zum Beispiel die Möglichkeit, mehrsprachige Elternbriefe zu schreiben oder Texte für die Schülerinnen und Schüler zu differenzieren, zum Beispiel mithilfe von ChatGPT.
- KI-Kompetenzentwicklung: Was müssen junge Menschen können, um in Zukunft mit Künstlicher Intelligenz umzugehen? Zum Beispiel sollten alle jungen Menschen in der Lage sein, die Funktionsweise von KI-Systemen zu verstehen, um deren Entscheidungen kritisch zu hinterfragen und zu bewerten.
Festgeschriebene KI-Kompetenzen, an jeder Schule eine Person, die für KI zuständig ist und Zugang zu KI wie etwa Sprachmodellen, zum Beispiel ChatGPT, für alle Schülerinnen und Schüler – das wünscht sich Schulz für die Zukunft. Damit das gelingt, versucht sie auf ihren Vorträgen auch, Ängste abzubauen zu mehr Mut in der Umsetzung von Diklusion zu motivieren. Denn, da ist Schulz sicher: „Künstliche Intelligenz wird nie wieder weggehen. Wir müssen uns damit beschäftigen.“
Mission: Diklusion
Foto: Lea Schulz © privat
Lea Schulz hat sich selbst eine Mission gegeben: die Verzahnung von digitalen Medien und Inklusion in der Schule. In Vorträgen, Workshops und Fortbildungen erklärt die Sonderpädagogin und Wissenschaftlerin Lehrkräften, wie sich die, wie sie es nennt, „Diklusion“ umsetzen lässt. Auch auf der mobile.schule Tagung Anfang September in Hannover hat sie mit ihrem Vortrag „Künstliche Intelligenz und Diklusion“ dafür geworben, KI inklusiver zu nutzen.
Digitalisierung und Inklusion gehören seit Jahren zu den größten und meistdiskutierten Baustellen im deutschen Schulsystem. Wie kann es gelingen, Kinder und Jugendliche auf die digitalen Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten, wenn Schule in großen Teilen noch immer analog funktioniert? Und wie schaffen wir es, Schule so zu gestalten, dass sie allen Schülerinnen und Schülern die bestmöglichen Bildungswege eröffnet, unabhängig von Herkunft, körperlichen Beeinträchtigungen oder anderen Besonderheiten? Für Lea Schulz liegt auf der Hand, dass sich diese beiden Fragen nur gemeinsam beantworten lassen, wenn wir ein zukunftsfähiges und chancengerechteres Schulsystem schaffen wollen. Den Begriff „Diklusion“, ein Kofferwort aus „digitalen Medien“ und „Inklusion“, hat sie 2018 erfunden, um die Verschränkung der beiden Themen herauszustellen. „Inzwischen höre ich ihn auch immer öfter von Personen außerhalb meines Netzwerks“, sagt Schulz.
Digitale Exklusionsfaktoren erkennen und vermeiden
Zum einen sensibilisiert Schulz in ihren Vorträgen Lehrkräfte dafür, dass digitale Medien auch ausschließen können. „Zum Beispiel arbeiten immer mehr Schulen mit neuen, sehr offenen Unterrichtsformen. Sie selbst werden zur Lernbegleitung, die Schülerinnen und Schüler kommen ins Handeln. Ich finde das im Prinzip richtig gut“, meint Schulz, „aber für einige Schülerinnen und Schüler stellt das eine Form der Exklusion dar, weil sie sich nicht selbst strukturieren können, ihre Zeit nicht gut planen und nicht über die nötigen Lernstrategien verfügen, die andere in die Wiege gelegt bekommen haben.“ Digitalität verschärfe dieses Problem, weil immer mehr Lehrkräfte zum Beispiel Podcasts aufnehmen oder Powerpoint-Präsentationen erstellen ließen, deshalb müssten Lehrkräfte sicherstellen, dass die Schülerinnen und Schüler in der Schule die nötige Unterstützung bekommen, um sich auch in offenen Lernumgebungen selbstbestimmt bewegen zu können. „Künstliche Intelligenz kann die digitale Spaltung zusätzlich vertiefen“, sagt Schulz. Ihre Argumentation: Gebildetere Eltern seien fitter im Umgang mit KI und könnten ihre Kinder besser unterstützen. Ungleich verteilte KI-Kompetenzen verschaffen Einzelnen große Vorteile. „Wer zum Beispiel weiß, wie man Bewerbungen mithilfe von ChatGPT schreibt, kann in kurzer Zeit sehr viele Bewerbungen schreiben – während jemand ohne dieses Wissen vielleicht einen ganzen Tag an einem Anschreiben feilt“, erklärt Schulz.
Vorteile von KI für die Inklusion nutzen
Zugleich sieht Schulz viel Potenzial, um Künstliche Intelligenz und digitale Medien inklusiv zu nutzen. Sie hat fünf Ebenen identifiziert, auf denen Diklusion stattfinden kann:
- Assistenzfunktionen wie Vorleseprogramme oder zum Beispiel die App „Seeing AI“, die Sehbeeinträchtigten erklären kann, was um sie herum zu sehen ist.
- Unterstützung beim Lernen. Dazu gehören zum Beispiel Apps wie die KI fiete.ai, die Schülerinnen und Schülern Feedback gibt, so dass sie ihre Leistung noch einmal verbessern können.
- Tools, die Kooperation und Kollaboration unterstützen – und dadurch helfen, über Schul- oder Ländergrenzen hinweg zusammenzuarbeiten, zum Beispiel Übersetzungshilfen.
- KI-Unterstützung fürs Lehren: Hier sieht Schulz zum Beispiel die Möglichkeit, mehrsprachige Elternbriefe zu schreiben oder Texte für die Schülerinnen und Schüler zu differenzieren, zum Beispiel mithilfe von ChatGPT.
- KI-Kompetenzentwicklung: Was müssen junge Menschen können, um in Zukunft mit Künstlicher Intelligenz umzugehen? Zum Beispiel sollten alle jungen Menschen in der Lage sein, die Funktionsweise von KI-Systemen zu verstehen, um deren Entscheidungen kritisch zu hinterfragen und zu bewerten.
Festgeschriebene KI-Kompetenzen, an jeder Schule eine Person, die für KI zuständig ist und Zugang zu KI wie etwa Sprachmodellen, zum Beispiel ChatGPT, für alle Schülerinnen und Schüler – das wünscht sich Schulz für die Zukunft. Damit das gelingt, versucht sie auf ihren Vorträgen auch, Ängste abzubauen zu mehr Mut in der Umsetzung von Diklusion zu motivieren. Denn, da ist Schulz sicher: „Künstliche Intelligenz wird nie wieder weggehen. Wir müssen uns damit beschäftigen.“