„Man kann Informatik auch gut ohne Tablets unterrichten!“
Foto: Anne Dehmel: © Carsten Deckert Foto: Kristin Kühn: © Julia Rieger
Schulentwicklung ist wichtig, kommt aber im Schulalltag häufig zu kurz. Immer mehr Schulen erhalten deshalb in dem langen Prozess externe Unterstützung. Die Schulentwicklerinnen Anne Dehmel und Kristin Kühn aus dem Leitungsteam der Schulberatungsinitiative Pacemaker erklären, wer den Anstoß zu solch einer Begleitung gibt und wie sie abläuft.
Die meisten Lehrkräfte und Schulleitungen sind sich vermutlich einig darüber, dass Schulentwicklung eine wichtige Aufgabe ist, viele haben sogar große Lust, an der Gestaltung ihrer Schule mitzuwirken. Trotzdem ist der Prozess oft zäh und langsam, weil im Schulalltag die unmittelbaren pädagogischen Aufgaben Vorrang haben und bereits einen Großteil der vorhandenen Ressourcen verbrauchen. Auch eine externe Begleitung der Schulentwicklung ist darauf angewiesen, dass sich die Schulgemeinschaft Zeit dafür nimmt. „Aber wir achten immer darauf, dass wir mehr Unterstützung sind als zusätzliche Belastung“, betont Kristin Kühn. Die ehemalige Lehrerin ist heute stellvertretende Leiterin der Pacemaker Initiative – einer der immer zahlreicheren Organisationen, die Schulen bei der Schulentwicklung unterstützen.
Externe Begleitung bei der Schulentwicklung nimmt zu
Noch vor wenigen Jahren war es kaum vorstellbar, dass Personen von außen eine Schule dabei begleiten, Entwicklungsziele festzulegen und zu erreichen. „Ich bin in den 1990-er Jahren zur Schule gegangen. Damals kamen externe Personen nur an Schulen, um Themen abzudecken, für die im Unterricht kein Raum war: Umweltbildung, Gesundheitsförderung, die Polizei“, sagt Anne Dehmel, eine der beiden Leitungen der Pacemaker Initiative. Dass heute immer mehr Schulen auf externe Beratung setzen, führt sie auf verschiedene Ursache zurück, unter anderem „Megatrends wie die Digitalisierung“ und ein verändertes Führungsverständnis, nicht nur an Schulen: „In Wirtschaftsunternehmen war Coaching vor 20 oder 30 Jahren auch noch nicht so verbreitet wie heute. Dazu gehört ja, dass man sich auch als Geschäftsführung öffnet und die Probleme auf den Tisch bringt. Dafür musste sich erst einmal das Mindset ändern“, erklärt Dehmel. Einen Wandel beobachtet sie zunehmend auch in der Schulverwaltung: „Schulträger, Ministerien und Verwaltung erkennen, dass sie nicht unbedingt von oben herab ‚von der Stange‘ gute Lösungen für Schulen anbieten können.“
Finanzierung häufig durch Verwaltung oder Stiftungen
Tatsächlich sind es häufig die Schulverantwortlichen in den Behörden, die Schulen und externe Schulentwicklung zusammenbringen. So begleitet zum Beispiel die Pacemaker Initiative Schulen im Rahmen der „Berlin Challenge“, einem Programm der Berliner Senatsverwaltung für Schulen in herausfordernder Lage. In anderen Fällen kommt der Impuls von Stiftungen, mitunter entwickelt die Pacemaker Initiative auch eigene Projekte, auf die sich Schulen dann bewerben können. „Häufig kommen Schulen von sich aus auf uns zu und fragen, ob wir sie bei der Schulentwicklung begleiten können. Das Problem ist dann meistens die Finanzierung“, sagt Kristin Kühn. „Der Prozess dauert ja mindestens zwei Jahre, das können die Schulen nicht ohne zusätzliche Mittel stemmen.“ Um interessierten Schulen trotzdem ein Angebot zu machen, bietet die Initiative inzwischen ein eigenes Format aus kostenfreien E-Learning-Selbstlerninhalten und einer reduzierten Begleitung an.
So läuft die begleitete Schulentwicklung ab
Auch an Schulen, die das volle Programm in Anspruch nehmen, wechseln sich Selbstlernanteile und Treffen mit dem Begleitungsteam ab. „Dabei gibt es keinen festen Rhythmus, vielmehr versuchen wir, uns so gut wie möglich auf die Bedürfnisse der Schulen einzustellen“, sagt Kristin Kühn.
Ehe der Prozess jedoch so richtig Fahrt aufnimmt, steht eine Zielklärung auf dem Plan. Bei der Pacemaker Initiative dreht sich alles darum, „Bildung in der Digitalität“ zu gestalten. Die dazugehörige Themenpalette ist groß, darunter „Veränderungsprozesse gestalten“, „Medienkonzept entwickeln und umsetzen“ oder „den Wissenstransfer innerhalb der Schulgemeinschaft gewährleisten“. Anschließend stellt die Initiative die Module für die Schulentwicklung individuell zusammen. Einige gehören zum Basisprogramm, andere kommen je nach Zielsetzung hinzu. Und dann geht es auch schon los mit der begleiteten Schulentwicklung, einer Abfolge aus Fortbildungen, gemeinsamen Terminen in verschiedenen Personenkreisen und regelmäßigen Wirkungsmessungen. Außerdem versucht die Pacemaker Initiative, Kontakte zwischen Schulen anzubahnen. „Wir bilden Netzwerke zwischen den Schulen und laden zu Netzwerkveranstaltungen ein. Unser Ziel ist, dass die Schulen voneinander lernen oder sich Rat im Netzwerk holen können, auch noch über die Dauer unserer Begleitung hinaus“, erklärt Kühn.
Schulen fit für die Digitalität machen
Zukunftsorientiert zu arbeiten, ist ein fester Bestandteil der Pacemaker Initiative, die sich einer „Bildung in der Digitalität“ verschrieben hat. Dabei gehe es darum, wie und wann sich digitale Medien sinnvoll einsetzen ließen – und wann nicht –, damit Schülerinnen und Schüler Kompetenzen erlernten, die sie für die Zukunft benötigen, sagt Anne Dehmel. Zum Beispiel: Wie lernen Schülerinnen und Schüler, gut zusammenzuarbeiten und auch einmal um die Ecke zu denken? Wie fördere ich Kreativprozesse oder kritisches Denken? Und wie kann ich digitale Mittel einsetzen, um diese Entwicklungen zu fördern?
Auch Dehmel, Kühn und ihr Team bleiben diesem Ansatz treu und sind mitunter ganz analog unterwegs. „Wenn wir an eine Schule kommen, ist es nicht so, dass wir 30 Gerätekoffer und Apps dabeihaben“, sagt Dehmel. „Manchmal haben wir nur einen Stift und einen Zettel dabei, weil wir gar nicht mehr brauchen, um mit den Lehrkräften darüber zu sprechen, wie sie in Teams zu Kreativität und guter Kollaboration kommen.“
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„Man kann Informatik auch gut ohne Tablets unterrichten!“
Foto: Anne Dehmel: © Carsten Deckert Foto: Kristin Kühn: © Julia Rieger
Schulentwicklung ist wichtig, kommt aber im Schulalltag häufig zu kurz. Immer mehr Schulen erhalten deshalb in dem langen Prozess externe Unterstützung. Die Schulentwicklerinnen Anne Dehmel und Kristin Kühn aus dem Leitungsteam der Schulberatungsinitiative Pacemaker erklären, wer den Anstoß zu solch einer Begleitung gibt und wie sie abläuft.
Die meisten Lehrkräfte und Schulleitungen sind sich vermutlich einig darüber, dass Schulentwicklung eine wichtige Aufgabe ist, viele haben sogar große Lust, an der Gestaltung ihrer Schule mitzuwirken. Trotzdem ist der Prozess oft zäh und langsam, weil im Schulalltag die unmittelbaren pädagogischen Aufgaben Vorrang haben und bereits einen Großteil der vorhandenen Ressourcen verbrauchen. Auch eine externe Begleitung der Schulentwicklung ist darauf angewiesen, dass sich die Schulgemeinschaft Zeit dafür nimmt. „Aber wir achten immer darauf, dass wir mehr Unterstützung sind als zusätzliche Belastung“, betont Kristin Kühn. Die ehemalige Lehrerin ist heute stellvertretende Leiterin der Pacemaker Initiative – einer der immer zahlreicheren Organisationen, die Schulen bei der Schulentwicklung unterstützen.
Externe Begleitung bei der Schulentwicklung nimmt zu
Noch vor wenigen Jahren war es kaum vorstellbar, dass Personen von außen eine Schule dabei begleiten, Entwicklungsziele festzulegen und zu erreichen. „Ich bin in den 1990-er Jahren zur Schule gegangen. Damals kamen externe Personen nur an Schulen, um Themen abzudecken, für die im Unterricht kein Raum war: Umweltbildung, Gesundheitsförderung, die Polizei“, sagt Anne Dehmel, eine der beiden Leitungen der Pacemaker Initiative. Dass heute immer mehr Schulen auf externe Beratung setzen, führt sie auf verschiedene Ursache zurück, unter anderem „Megatrends wie die Digitalisierung“ und ein verändertes Führungsverständnis, nicht nur an Schulen: „In Wirtschaftsunternehmen war Coaching vor 20 oder 30 Jahren auch noch nicht so verbreitet wie heute. Dazu gehört ja, dass man sich auch als Geschäftsführung öffnet und die Probleme auf den Tisch bringt. Dafür musste sich erst einmal das Mindset ändern“, erklärt Dehmel. Einen Wandel beobachtet sie zunehmend auch in der Schulverwaltung: „Schulträger, Ministerien und Verwaltung erkennen, dass sie nicht unbedingt von oben herab ‚von der Stange‘ gute Lösungen für Schulen anbieten können.“
Finanzierung häufig durch Verwaltung oder Stiftungen
Tatsächlich sind es häufig die Schulverantwortlichen in den Behörden, die Schulen und externe Schulentwicklung zusammenbringen. So begleitet zum Beispiel die Pacemaker Initiative Schulen im Rahmen der „Berlin Challenge“, einem Programm der Berliner Senatsverwaltung für Schulen in herausfordernder Lage. In anderen Fällen kommt der Impuls von Stiftungen, mitunter entwickelt die Pacemaker Initiative auch eigene Projekte, auf die sich Schulen dann bewerben können. „Häufig kommen Schulen von sich aus auf uns zu und fragen, ob wir sie bei der Schulentwicklung begleiten können. Das Problem ist dann meistens die Finanzierung“, sagt Kristin Kühn. „Der Prozess dauert ja mindestens zwei Jahre, das können die Schulen nicht ohne zusätzliche Mittel stemmen.“ Um interessierten Schulen trotzdem ein Angebot zu machen, bietet die Initiative inzwischen ein eigenes Format aus kostenfreien E-Learning-Selbstlerninhalten und einer reduzierten Begleitung an.
So läuft die begleitete Schulentwicklung ab
Auch an Schulen, die das volle Programm in Anspruch nehmen, wechseln sich Selbstlernanteile und Treffen mit dem Begleitungsteam ab. „Dabei gibt es keinen festen Rhythmus, vielmehr versuchen wir, uns so gut wie möglich auf die Bedürfnisse der Schulen einzustellen“, sagt Kristin Kühn.
Ehe der Prozess jedoch so richtig Fahrt aufnimmt, steht eine Zielklärung auf dem Plan. Bei der Pacemaker Initiative dreht sich alles darum, „Bildung in der Digitalität“ zu gestalten. Die dazugehörige Themenpalette ist groß, darunter „Veränderungsprozesse gestalten“, „Medienkonzept entwickeln und umsetzen“ oder „den Wissenstransfer innerhalb der Schulgemeinschaft gewährleisten“. Anschließend stellt die Initiative die Module für die Schulentwicklung individuell zusammen. Einige gehören zum Basisprogramm, andere kommen je nach Zielsetzung hinzu. Und dann geht es auch schon los mit der begleiteten Schulentwicklung, einer Abfolge aus Fortbildungen, gemeinsamen Terminen in verschiedenen Personenkreisen und regelmäßigen Wirkungsmessungen. Außerdem versucht die Pacemaker Initiative, Kontakte zwischen Schulen anzubahnen. „Wir bilden Netzwerke zwischen den Schulen und laden zu Netzwerkveranstaltungen ein. Unser Ziel ist, dass die Schulen voneinander lernen oder sich Rat im Netzwerk holen können, auch noch über die Dauer unserer Begleitung hinaus“, erklärt Kühn.
Schulen fit für die Digitalität machen
Zukunftsorientiert zu arbeiten, ist ein fester Bestandteil der Pacemaker Initiative, die sich einer „Bildung in der Digitalität“ verschrieben hat. Dabei gehe es darum, wie und wann sich digitale Medien sinnvoll einsetzen ließen – und wann nicht –, damit Schülerinnen und Schüler Kompetenzen erlernten, die sie für die Zukunft benötigen, sagt Anne Dehmel. Zum Beispiel: Wie lernen Schülerinnen und Schüler, gut zusammenzuarbeiten und auch einmal um die Ecke zu denken? Wie fördere ich Kreativprozesse oder kritisches Denken? Und wie kann ich digitale Mittel einsetzen, um diese Entwicklungen zu fördern?
Auch Dehmel, Kühn und ihr Team bleiben diesem Ansatz treu und sind mitunter ganz analog unterwegs. „Wenn wir an eine Schule kommen, ist es nicht so, dass wir 30 Gerätekoffer und Apps dabeihaben“, sagt Dehmel. „Manchmal haben wir nur einen Stift und einen Zettel dabei, weil wir gar nicht mehr brauchen, um mit den Lehrkräften darüber zu sprechen, wie sie in Teams zu Kreativität und guter Kollaboration kommen.“
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