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Beth Havinga, Mitgründerin und Geschäftsführerin der European EdTech Alliance (EEA)

Foto: Beth Havinga © David Außerhofer

Beth Havinga, Mitgründerin und Geschäftsführerin der European EdTech Alliance (EEA), vertritt die EEA in der Zusammenarbeit mit der UNESCO, in den EdTech Roundtables der EU-Kommission sowie des Europarats. Im Interview erklärt sie, welche Arbeitsschwerpunkte die EEA verfolgt und wie eine Balance zwischen Regulierung und Innovation im Bildungsbereich aussehen kann.


Was tut die European EdTech Alliance für digitale Innovationen in der Bildung und welche spezifischen Maßnahmen ergreift sie dafür?

Beth Havinga: Die European EdTech Alliance setzt sich für eine nachhaltige Gestaltung der Innovationslandschaft im digitalen Bildungsbereich ein. Dazu gehören beispielsweise Unterstützungsangebote für junge Unternehmerinnen und Unternehmer. Außerdem vernetzen wir unterschiedliche Stakeholder, zum Beispiel in dem wir den Austausch in den von uns angebotenen Webinaren für EdTech-Unternehmen fördern. Zudem haben wir eine EdTech-Map erstellt, um die Anzahl der EdTech-Start-ups in Europa zu erfassen, ihre Bedürfnisse zu erkennen und sie gezielt zu unterstützen.

Um nachhaltige Rahmenbedingungen zu schaffen, arbeiten wir eng mit politischen Organisationen zusammen. Unsere Expertise fließt also auch oft in politische Gespräche ein. Zum Beispiel sind wir beim Europarat stark in das Thema Public-Private-Partnerships involviert. Bei der EU-Kommission nehmen wir an Stakeholder-Gruppen zum Thema „digitaler Content“ teil und beteiligen uns am Runden Tisch für EdTech. Zudem verfassen wir Positionspapiere für die EU-Kommission.

Was verstehen Sie unter EdTechs und wie können sie bei den aktuellen Herausforderungen in der Bildung helfen?

Digitale Medien bündeln und übermitteln Informationen in einem beispiellosen Umfang mit bemerkenswerter Geschwindigkeit und minimalen Kosten. Trotz des enormen Potenzials dieser Technologien wurden viele Werkzeuge nicht speziell für den Bildungsbereich entwickelt. Programme wie Zoom oder Microsoft Teams gehören aus meiner Sicht nicht zum Begriff ‚EdTech‘, in der Forschung werden sie aber teilweise dazugezählt. Bisher haben Studien wie PISA nicht zwischen Technologien, die speziell für Bildungszwecke entwickelt wurden, und solchen, die lediglich im Bildungsbereich Anwendung finden unterschieden. Ich denke hier zum Beispiel an Telefonkonferenztechnologien. Es wurde nur betrachtet, ob ein Werkzeug zum Lernen genutzt wird. Dies erschwert einen sinnvollen Dialog über die Nutzung von Bildungstechnologien, weil verlässliche Zahlen fehlen.

Zudem gibt es immer wieder Stimmen, die den Einfluss von EdTech auf das Bildungssystem anhand nur eines Produktes bewerten wollen. Auch das finde ich sehr problematisch. Die Forschung zu spezifischen Anwendungen und Rahmenbedingungen ist bisher unzureichend, was es erschwert, den wissenschaftlichen Nachweis zu erbringen, dass eine bestimmte Technologie eine bestimmte Lernform unterstützt. Daher versuchen wir eine Brücke zwischen Forschung und den digitalen Technologien zu bauen, denn häufig fehlt es an einem allgemeinen Verständnis von EdTech-Tools.

Wie finden wir die Balance zwischen KI-Regulierung und Innovation im Bildungsbereich?

Das europäische KI-Gesetz bietet einen gewissen Schutz und die Möglichkeit, rechtliche Schritte einzuleiten, falls nötig, ähnlich wie die Datenschutz-Grundverordnung. Allerdings gibt es Bestrebungen im Europarat, ein spezifischeres Rechtsinstrument für die Regulierung von KI zu entwickeln. Insbesondere im Bildungsbereich brauchen wir einen sensibleren Umgang mit KI. Zum Beispiel möchte rund die Hälfte der EdTech-Unternehmen ihre Programme über Plugins anbieten. Unreguliert bedeutet das eine große Angriffsfläche für Cyberkriminalität. Hier müssen wir nachbessern und einheitliche europäische Standards schaffen. Gleichzeitig dürfen wir aber auch nicht überregulieren: Ich denke da zum Beispiel an EyeTracking-Programme. Aus datenschutzrechtlicher Sicht können diese schnell problematisch sein, ermöglichen bestimmten Gruppen, zum Beispiel Personen mit eingeschränkter Bewegungsfreiheit, aber erst einen Zugang zur Bildung.

Letztendlich ist es wichtig, dass wir Regulierungen ganzheitlich und nuanciert betrachten und den Bildungsbereich als Sonderfall berücksichtigen. Die Stakeholder im Bildungsbereich müssen bei der Regulierung eine Stimme haben und die Möglichkeit erhalten, ihre Bedürfnisse und Sicherheitsanforderungen zu definieren. Dann blicke ich der digitalen Bildung in Europa positiv entgegen.

Weitere Informationen zu European EdTech Alliance finden Sie hier: https://www.edtecheurope.org/.

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Beth Havinga, Mitgründerin und Geschäftsführerin der European EdTech Alliance (EEA)

Foto: Beth Havinga © David Außerhofer

Beth Havinga, Mitgründerin und Geschäftsführerin der European EdTech Alliance (EEA), vertritt die EEA in der Zusammenarbeit mit der UNESCO, in den EdTech Roundtables der EU-Kommission sowie des Europarats. Im Interview erklärt sie, welche Arbeitsschwerpunkte die EEA verfolgt und wie eine Balance zwischen Regulierung und Innovation im Bildungsbereich aussehen kann.


Was tut die European EdTech Alliance für digitale Innovationen in der Bildung und welche spezifischen Maßnahmen ergreift sie dafür?

Beth Havinga: Die European EdTech Alliance setzt sich für eine nachhaltige Gestaltung der Innovationslandschaft im digitalen Bildungsbereich ein. Dazu gehören beispielsweise Unterstützungsangebote für junge Unternehmerinnen und Unternehmer. Außerdem vernetzen wir unterschiedliche Stakeholder, zum Beispiel in dem wir den Austausch in den von uns angebotenen Webinaren für EdTech-Unternehmen fördern. Zudem haben wir eine EdTech-Map erstellt, um die Anzahl der EdTech-Start-ups in Europa zu erfassen, ihre Bedürfnisse zu erkennen und sie gezielt zu unterstützen.

Um nachhaltige Rahmenbedingungen zu schaffen, arbeiten wir eng mit politischen Organisationen zusammen. Unsere Expertise fließt also auch oft in politische Gespräche ein. Zum Beispiel sind wir beim Europarat stark in das Thema Public-Private-Partnerships involviert. Bei der EU-Kommission nehmen wir an Stakeholder-Gruppen zum Thema „digitaler Content“ teil und beteiligen uns am Runden Tisch für EdTech. Zudem verfassen wir Positionspapiere für die EU-Kommission.

Was verstehen Sie unter EdTechs und wie können sie bei den aktuellen Herausforderungen in der Bildung helfen?

Digitale Medien bündeln und übermitteln Informationen in einem beispiellosen Umfang mit bemerkenswerter Geschwindigkeit und minimalen Kosten. Trotz des enormen Potenzials dieser Technologien wurden viele Werkzeuge nicht speziell für den Bildungsbereich entwickelt. Programme wie Zoom oder Microsoft Teams gehören aus meiner Sicht nicht zum Begriff ‚EdTech‘, in der Forschung werden sie aber teilweise dazugezählt. Bisher haben Studien wie PISA nicht zwischen Technologien, die speziell für Bildungszwecke entwickelt wurden, und solchen, die lediglich im Bildungsbereich Anwendung finden unterschieden. Ich denke hier zum Beispiel an Telefonkonferenztechnologien. Es wurde nur betrachtet, ob ein Werkzeug zum Lernen genutzt wird. Dies erschwert einen sinnvollen Dialog über die Nutzung von Bildungstechnologien, weil verlässliche Zahlen fehlen.

Zudem gibt es immer wieder Stimmen, die den Einfluss von EdTech auf das Bildungssystem anhand nur eines Produktes bewerten wollen. Auch das finde ich sehr problematisch. Die Forschung zu spezifischen Anwendungen und Rahmenbedingungen ist bisher unzureichend, was es erschwert, den wissenschaftlichen Nachweis zu erbringen, dass eine bestimmte Technologie eine bestimmte Lernform unterstützt. Daher versuchen wir eine Brücke zwischen Forschung und den digitalen Technologien zu bauen, denn häufig fehlt es an einem allgemeinen Verständnis von EdTech-Tools.

Wie finden wir die Balance zwischen KI-Regulierung und Innovation im Bildungsbereich?

Das europäische KI-Gesetz bietet einen gewissen Schutz und die Möglichkeit, rechtliche Schritte einzuleiten, falls nötig, ähnlich wie die Datenschutz-Grundverordnung. Allerdings gibt es Bestrebungen im Europarat, ein spezifischeres Rechtsinstrument für die Regulierung von KI zu entwickeln. Insbesondere im Bildungsbereich brauchen wir einen sensibleren Umgang mit KI. Zum Beispiel möchte rund die Hälfte der EdTech-Unternehmen ihre Programme über Plugins anbieten. Unreguliert bedeutet das eine große Angriffsfläche für Cyberkriminalität. Hier müssen wir nachbessern und einheitliche europäische Standards schaffen. Gleichzeitig dürfen wir aber auch nicht überregulieren: Ich denke da zum Beispiel an EyeTracking-Programme. Aus datenschutzrechtlicher Sicht können diese schnell problematisch sein, ermöglichen bestimmten Gruppen, zum Beispiel Personen mit eingeschränkter Bewegungsfreiheit, aber erst einen Zugang zur Bildung.

Letztendlich ist es wichtig, dass wir Regulierungen ganzheitlich und nuanciert betrachten und den Bildungsbereich als Sonderfall berücksichtigen. Die Stakeholder im Bildungsbereich müssen bei der Regulierung eine Stimme haben und die Möglichkeit erhalten, ihre Bedürfnisse und Sicherheitsanforderungen zu definieren. Dann blicke ich der digitalen Bildung in Europa positiv entgegen.

Weitere Informationen zu European EdTech Alliance finden Sie hier: https://www.edtecheurope.org/.

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